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Goethe-Universität — „Der Koran – Ein Text im Dialog zwischen Osten und Westen“

Veröffentlicht am: Dienstag, 14. Oktober 2014, 11:59 Uhr (299)

FRANKFURT. Der Dialog mit dem Koran ist nie verstummt. Heute werden Diskussionen oft polemisch, dogmatisch und ohne Sachkenntnis geführt. Das erschwert die Kommunikation zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, aber auch unter den Muslimen unterschiedlicher Richtungen. Das Zentrum für Islamische Studien der Goethe-Universität will diese Diskussion mit ihrer öffentlichen Vorlesungsreihe „Der Koran – Ein Text im Dialog zwischen Osten und Westen“ versachlichen. Im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG beleuchten in Wintersemester international renommierte Forscher, wie der Koran im Laufe der Jahrhunderte bis heute im Osten wie im Westen fortwährend rezitiert, rezipiert und interpretiert wurde.

Der Koran gilt als Gotteswort, das dem Propheten Muhammad zwischen 610 und 632 offenbart wurde. Er lieferte nicht nur religiöse Normen, sondern beeinflusste auch Rechts- und Wirtschaftsnormen, wirkte in die mystischen Strömungen des Islams hinein und war grundlegend für literarisch-ästhetische Genres in den verschiedenen Islamsprachen. Die Vorlesungsreihe richtet sich an ein Publikum, das einen Zugang zum Koran bisher überwiegend durch einschlägige Medienberichte oder orientalistische Literatur gefunden hat, aber auch an Muslime, die sich für die vielseitigen Facetten der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Koran interessieren. Diese Reihe will gerade in Frankfurt, wo eine islamische Theologie in Deutschland entsteht, Räume schaffen, um eine gemeinsame wissenschaftliche Sprache zu entwickeln.

„Das Fremde verstehen: Europäische Koranübersetzungen vom Mittelalter bis heute“ – diesem Thema stellt sich zum Auftakt der Reihe am Montag (20. Oktober) Prof. Dr. Hartmut Bobzin, Universität Erlangen-Nürnberg. Zuvor gibt Prof. Dr. Ömer Özsoy, der gemeinsam mit Prof. Dr. Bekim Agai vom Zentrum für Islamische Studien der Goethe-Universität diese Reihe konziptiert hat, eine kurze Einführung. Die Bezeichnung „Koran“ – auf Deutsch „Lesung“ oder „Vortrag“ – gilt im strengeren Sinne nur für den arabischen Koran, da Muslime im gesamten islamischen Raum der Überzeugung sind, dass der Koran als Gottes Wort in arabischer Sprache offenbart wurde.

Der Religionswissenschaftler Bobzin, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Koran-Rezeption im Abendland befasst und 2010 eine neue vollständige Übersetzung des Korans im C.H. Beck Verlag herausgegeben hat, beginnt seinen Vortrag im Hochmittelalter. Damals wurde der Koran erstmals ins Lateinische übersetzt. Anlass war die Auseinandersetzung mit dem Islam während der Kreuzzüge im Heiligen Land und der Reconquista in Spanien. Der Koran, damals meist als „die türkische Bibel“ bezeichnet, galt in Europa lange nur als unvollständiges und ungeordnetes, der Bibel nicht ebenbürtiges Buch. Erst im Zuge der Aufklärung setzte sich ein positiveres Bild durch, und es entstanden Koranübersetzungen, u.a. durch Friedrich Rückert, auf philologischer Grundlage. Die erste von einem Muslim angefertigte Koranübersetzung war die des britisch-muslimischen Literaten Mohammed Marmaduke Pickthall im Jahre 1930.

Die Vorträge auf einen Blick:

Die Veranstaltungen finden jeweils montags um 18 Uhr im Renate von Metzler-Saal, Casino, Campus Westend statt.

20. Oktokber 2014Hartmut Bobzin, Universität Erlangen-NürnbergDas Fremde verstehen: Europäische Koranübersetzungen vom Mittelalter bis heute(Einführung Ömer Özsoy, Goethe-Universität)

3. November 2014Angelika Neuwirth, Freie Universität BerlinEine epochale Aufgabe: Die Etablierung islamischer Theologie an deutschen Universitäten(Ausstellung „Arabische Kalligraphie“, Adel Ibrahim al Sudany)

17. November 2014Ahmad Milad Karimi, Universität MünsterDer Koran als Kunstwerk? Zur Ästhetik der Offenbarung im Islam(Mit Koranrezitation von Burak Mercan, Goethe-Universität)

1. Dezember 2014PodiumsdiskussionFair Trade? Korankonformes Business in Zeiten globaler FinanzwirtschaftModeration : Mark Chalil Bodenstein, Goethe-UniversitätWirtschaftstheoretisches Statement : Volker Nienhaus, Universität MarburgIslamwissenschaftliches Statement : Rüdiger Lohlker, Universität Wien

15. Dezember 2014Enes Karic, Universität SarajevoKoran-Übersetzung als Politikum. Die Übertragung (1895) von Mihajlo Mico Ljubibratic

12. Januar 2015Nicolai Sinai, Universität OxfordWie viel Kritik verträgt der Koran? Zum gegenwärtigen Stand der historisch-kritischen Koranforschung

26. Januar 2015Stefan Wild, Universität BonnViele Wege zum Text? Gespräche zwischen muslimischen Gelehrten und Orientalisten

9. Februar 2015PodiumsdiskussionDen Text verstehen. Zeitgenössische Koranhermeneutik in der islamischen WeltModeration: Bekim Agai, Goethe-UniversitätSunnitische Zugänge: Rotraud Wielandt, Universität BambergSchiitische Zugänge: Katajun Amirpur, Universität Hamburg

Informationen: Prof. Dr. Bekim Agai, Zentrum für Islamische Studien, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 32751, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.islamischestudien.uni-frankfurt.de

Authors: Goethe-Universität Frankfurt am Main

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