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ars viva 2013/14 * Wahrheit / Wirklichkeit

Adrian Williams, Craft, Foto auf Papier, Tinte 2013 Adrian Williams, Craft, Foto auf Papier, Tinte 2013 Axel Schneider, Courtesy Adrian Williams und Kadel Willborn, Düsseldorf © VG-Bildkunst, Bonn 2014

8. Februar – 6. April 2014

Seit 1953 vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. den ars viva-Preis an junge, in Deutschland lebende Künstler. Björn Braun, John Skoog und Adrian Williams sind die ars viva-Preisträger 2013/14, die im MMK Zollamt des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main ihre exklusiv für diese Station der Ausstellung entstandenen Arbeiten erstmals zeigen. Die Auswahl der Künstler stand in diesem Jahr unter den Schlüsselbegriffen „Wahrheit / Wirklichkeit“ – zwei Worte, die untrennbar miteinander verbunden sind und dabei doch keinesfalls das Gleiche bezeichnen. Wahrheit ist Realität und Tatsache, ist Erkenntnis, Erfahrung und Überzeugung. Wirklichkeit ist alles, was ist, was geschieht, unabhängig von jeglicher Wahrheit. Die Untersuchung von Wahrheit und Wirklichkeit impliziert immer auch das Motiv von Fiktion und Vorstellung. Die ausgewählten Künstler verändern nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Wahrnehmung derselben.

 

„Es hat uns sehr gefreut, diese Ausstellung zusammen mit dem Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft im BDI e.V. zu entwickeln. Der ars viva-Preis ist eine außergewöhnliche engagierte Förderung junger Künstler, die am Beginn ihrer Karriere stehen und durch den Preis die Möglichkeit erhalten neue Werke zu produzieren und diese in einem renommierten Haus auszustellen. Diesen Förderansatz unterstützen wir gerne.“ sagt Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK. 

Die drei Preisträger wurden aus 59 vorgeschlagenen Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt. Zur Entscheidung sagt der Vorsitzende des Gremiums Bildende Kunst im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft, Ulrich Sauerwein: „Die diesjährigen Preisträger setzen sich in ihren Werken auf sehr unterschiedliche und feinsinnige Art und Weise mit der Relation des Individuums zur Welt auseinander. Sie geben individuelle Antworten auf die Frage, was eigentlich Wahrheit ist, und haben in ihrer künstlerischen Qualität überzeugt.“

 

Björn Braun (*1979 Berlin, lebt in Karlsruhe) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Transformationsprozessen. Er unterzieht vorgefundene Objekte einer materiellen und gedanklichen Metamorphose und fragt damit nach deren Sinn, Form und Funktion. 

Im MMK Zollamt sind sieben Betonabgüsse zu sehen, die der Künstler von Landschaftsgemälden und einem Stillleben genommen hat. Die Textur des pastosen Farbauftrags erscheint im Betonabdruck nur noch als Spur und wird zur subtilen Referenz auf die Malerei, während die Haptik des Bildes betont wird. Ergänzt werden die Betonabgüsse durch drei Säulen aus einer Vielzahl an übereinander gestapelten Eierkartons in einem gräulich braunen Farbton. Vereinzelt sind Eier darin zu entdecken. Die Kartons hat der Künstler aus verlassenen Vogelnestern durch mehrmaliges Einkochen und Pürieren selbst angefertigt. Parallel dazu macht Braun in einem schwarz-weiß gehaltenen Film die Interaktion zwischen ihm und seinen beiden Zebrafinken zum Gegenstand des Bildes: Sichtbar ist die Hand des Künstlers, die dem Vogel unterschiedliche halmartige Materialen anbietet. Ohne dies zu zeigen, lässt der Film erahnen, dass der Vogel aus den Materialien ein Nest baut. 

 

Das künstlerische Medium von John Skoog (*1985 in Malmö, lebt in Frankfurt a. M.) ist der Film. In ruhigen, cineastisch anmutenden Bildeinstellungen sucht er an alltäglichen Orten nach den Spuren von Menschen und Erinnerung.  Dokumentarisches und filmische Fiktion gehen ineinander über. Die im MMK auf einem 35 mm Projektor präsentierte Arbeit “Värn„ ist der neueste Film des Künstlers, den er erst im Dezember 2013 in Südschweden gedreht hat. Zu sehen ist ein verfallenes Gebäude, das Skoog mit seiner Kamera in Nahsicht abtastet und erkundet. Es handelt sich um ein altes Bauernhaus, das von seinem Besitzer in einen Bunker verwandelt wurde, um sich gegen eine mögliche Invasion der Sowjetunion zu wappnen. 

 

Adrian Williams  (*1979 in Portland, lebt in Frankfurt a. M.) erzählt Geschichten, indem sie eigene Texte, Fotografien ebenso wie performative Aspekte miteinander verknüpft. Sie bettet ihre Charaktere in Situationen ein, in denen das Erzählte zwischen Realität und Fiktion changiert. Im Zentrum ihrer Präsentation im MMK Zollamt steht die Performance  „Once Removed / Einmal Entfernt“, die Williams in Kooperation mit dem Komponisten Theodor Köhler für diese Ausstellung entwickelt hat. In der Arbeit thematisiert sie Liebe, Vertrauen, aber auch Tod, Verlust und Schmerz. Sie zeigt den inneren Kampf und die Machtlosigkeit gegenüber Krankheit und Tod, den Willen zum Leben sowie die Macht und Möglichkeit selbst darüber bestimmen zu können. Es geht um den schmerzlichen Umgang damit, einen Menschen zu verlieren, aber auch um die Schwierigkeit loslassen zu können. Aufgeführt wird das Stück von einer Schauspielerin und Musikern. Im MMK Zollamt sind von Adrian Williams zudem eine Reihe von Papierarbeiten zu sehen. Die Fotografien, die Williams mit handgeschriebenen Texten kombiniert, erzählen Episoden von erlebten Geschichten oder Erfindungen.

 

Der Jury des ars viva-Preises unter dem Vorsitz von Ulrich Sauerwein gehörten neben sieben Mitgliedern des Gremiums Bildende Kunst des Kulturkreises in diesem Jahr die Kuratoren und Kuratorinnen Dr. Ulrike Bestgen (Neues Museum Weimar), Anna Musini (GAM – Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea, Torino) und Bernd Reiß (MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main) an.

Die ars viva-Ausstellung der Preisträger Bildende Kunst des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. wird realisiert in Kooperation mit dem Neuen Museum Weimar, dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main und der GAM – Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea, Torino. Sie war bis 5. Januar 2014 im Neuen Museum Weimar zu sehen. Nach dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main (8. Februar bis 6. April 2014) wird sie in der GAM – Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea, Torino (26. Juni bis 14. September 2014) zu sehen sein.

 

Das MMK Zollamt wird gefördert durch die Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler. 


 

Katalog:

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag für 29,80 Euro.

 

Performance „One Removed / Einmal Entfernt“ von Adrian Williams:
Im Rahmen der Ausstellung findet am Samstag, 8. und Sonntag, 9. Februar sowie am 5. und 6. April die Performance „Once Removed / Einmal Entfernt“ von Adrian Williams im MMK Zollamt statt, jeweils um 16 Uhr.

 

Quelle: MMK

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